Vor einigen Tagen ist in der Öko-Test Ausgabe Juni 2010 ein Vergleich zu Photovoltaikversicherungen erschienen. Geplant war, dass wir ebenfalls mit unseren Photovoltaikversicherung-Sonderkonzepten an diesem Vergleich teilnehmen, waren jedoch durch die Messevorbereitungen zur Intersolar verhindert. Jetzt im Nachhinein sehen wir es gelassen und sind sogar froh, dass wir an diesem Photovoltaik-Versicherungsvergleich nicht teilgenommen haben. Denn der sogenannte Test ist unserer Ansicht nach eine nach gut dünken gewichtete und aufgelistete Darstellung einiger Anbieter. Als Spezialanbieter von PV-Versicherungen widmen wir uns schon seit Jahren diesem Thema und können es eigentlich gar nicht fassen, dass Öko-Test mit einer derartigen Publikation an die Öffentlichkeit geht.
Bevor wir uns dem Inhalt dieses Vergleichs widmen, möchten wir zuerst einmal darstellen, wie die Daten erhoben wurden. Zuerst wurde in der Redaktion beschlossen, dass in der Ausgabe X ein Vergleich über Photovoltaikversicherungen erscheinen soll. Da nahezu alle Redaktionen über freie Mitarbeiter verfügen, wird in der Regel ein themennaher Journalist beauftragt, solch einen Vergleich aufzubauen bzw. intensiv darüber zu recherchieren. Von ihm wurden Versicherungsgesellschaften und Versicherungsmakler mit der Bitte kontaktiert, eine vorgefertigte Excel-Tabelle auszufüllen. Anbieter, die diese vorgefertigte Tabelle ausgefüllt zurücksendeten, wurden im Vergleich berücksichtigt. Wer nicht reagierte wurde vom Vergleich ausgeschlossen. Eine individuelle und intensive Recherchearbeit zu den einzelnen Tarifen weiterer Anbieter wurde demnach nicht geleistet. Wäre dies der Fall gewesen, müssten wesentlich mehr Anbieter bzw. Tarife spezialisierter Makler und Versicherer aufgeführt sein. Einen Anspruch auf Vollständigkeit kann der Leser daher nicht erwarten.
Der Test:
Der eigentliche sogenannte Test ist tabellarisch aufgebaut. Bewertet wurde über ein Punktesystem (0,5 bis 6 zu vergebenen Punkte je Kriterium). Bewertet wurden unüblicher Weise auch versicherte Gefahren, die standardmäßig in jeder Allgefahrendeckung enthalten sind (10 Stk.). Zieht man diese ab, wurden die Kosten sowie gerade mal 10 weitere Kriterien aufgeführt, welche jedoch nicht weiter erörtert wurden. Zum Test herangezogen wurde die Versicherung einer Photovoltaikanlage auf einem privaten, massiven Wohnhaus, Schrägdach, Neupreis brutto: 34.000 Euro, Eigenmontage (Abnahme durch einen Fachbetrieb), Anlagenleistung 12 kWp, keine feuergefährlichen Stoffe, Blitz- und Überspannungsschutz nach VDE (DIN V0185).
Schon bei der Auswahl der zu versichernden PV-Anlage wurden die allerbesten Voraussetzungen zur Versicherbarkeit gewählt. Auf eventuelle Abweichungen im Rahmen von Antragsvoraussetzungen bzw. Annahmerichtlinien der einzelnen Anbieter wurde nicht weiter eingegangen. Vielmehr fällt hier sofort ins Auge das der Testsieger des Vergleichs, selbstmontierte PV-Anlagen, welche lediglich durch einen Fachbetrieb abgenommen wurde, überhaupt nicht versichert. Dies wurde über eine kleingedruckte Fußnote am Rande erwähnt. Nach den eigens durch Öko-Test ausgewählten Vorgaben, hätte der Anbieter durch das Raster fallen müssen – stattdessen ist er Testsieger.
Die erfolgte Gewichtung der einzelnen Punkte ist unserer Meinung nach nicht wirklich hilfreich und sorgt für ein wenig Verwirrung. Denn sogar standardmäßig versicherte Gefahren (Diebstahl, Einbruchdiebstahl, Raub, Plünderung, Feuer, Brand, Blitzschlag, Explosion, Implosion, Hagel, Sturm, Frost, Schneedruck, Überspannung, Induktion, Kurzschluss …. ) der ABE-Deckung sind aufgeführt und flossen mit bis zu 3 Bewertungspunkten in den Vergleich ein. Parallel erklärte der Verfasser im begleitenden Text, das diese Gefahren grundsätzlich mitversichert sind – warum erfolgte dann eine Aufführung und Bewertung? Sollte die Vergleichstabelle vielleicht nur ein wenig fülliger aussehen? Letztendlich heben sich diese Punkte im Vergleich wieder auf, da jeder Anbieter die gleiche Punktzahl erhält – hier hätte man sich das Bewerten von Standards ersparen können und stattdessen besser weitere Deckungserweiterung mit einbezogen. Bei einem Fahrzeug-Vergleichstest verschiedener Fahrzeuge einer Klasse, werden auch nicht die vorhanden Komponenten, wie z. B. vier Räder, ein Lenkrad, Blinker, Rückspiegel, Bremsleuchten etc. aufgeführt und bewertet, da diese Bestandteile grundsätzlich vorausgesetzt werden. So ist es auch mit den soeben genannten Gefahren zur Photovoltaik-Allgefahrenversicherung.
Einige wichtige Deckungserweiterungen wie z.B. „Innere Betriebsschäden“, wurden hingegen nur mit einer geringfügigen Punktzahl bewertet. Wird die Schadenhäufigkeit für „Innere Betriebsschäden“ mit einbezogen, so liegt hier unserer Meinung nach eine grobe Fehleinschätzung vor. Zudem fehlt hier eine Aufgliederung, ob das elektronische Bauteil, der Ertragsausfall oder gar beides unter die Versicherungsleistung fällt. Erstaunlich ist auch, dass die Leistung für „Innere Betriebsschäden“ neben „ja“,„nein“ und einem Eurobetrag auch mit „in der Regel nicht“, „bis VS“ und „nein, nur für Folgeschäden“ definiert wurden – Aussagen mit der ein Laie rein gar nichts anfangen kann und aus Sicht eines Fachmannes zum Teil fehlerhaft erscheinen. Eigentlich kann nur „ja“, „nein“ oder ein Eurobetrag aufgeführt sein, da alles andere entweder über die ABE geregelt oder fachlich einfach nicht korrekt ist (z. B. die Aussage „in der Regel nicht“). Man könnte vermuten, dass alle Daten ohne nähere Prüfung, eins zu eins gemäß Datenlieferung des Anbieters übernommen wurden.
Auch die zusätzliche Deckung „Technologiefortschritt“, welcher gängiger Weise eine Zeitwertentschädigung ausschließt, sofern veraltete Technologie nach einem versicherten Schaden nicht mehr zu erhalten ist, wurde gerade mal mit der Mindestpunktzahl bewertet. Gerade für langfristig finanzierte PV-Anlagen ist dies ein wichtiger Punkt, der die Investition langfristig sichern soll.
Zusätzliche in den Test eingeflossene Deckungen sind lediglich De- u. Remontageschäden aufgrund von Gebäudeschäden, Gebäudeschäden infolge eines Sachschadens an der PV-Anlage, Feuerlöschkosten sowie Erdbebenschäden. Auch hier fand lediglich eine geringfügige Bewertung statt. Anderweitige erwähnenswerte und unter Umständen wichtige Deckungserweiterungen wurden nicht aufgeführt.
Aufräumungs-, Dekontaminations-, und Entsorgungskosten wurden im Test berücksichtigt. Jedoch fehlen Aussagen, ob die genannten Summen je Position gelten oder pauschal für alle Positionen zur Verfügung stehen.
Eine mittlere Punktzahl (3) gab es für die Leistung bei unbenannten Gefahren – diese stellen jedoch das Grundprinzip einer Allgefahrenversicherung dar (wie im Begleittext des Tests vom Verfasser erklärt) und sollten demnach gar nicht in eine Bewertung einfließen. Auch hier erhielt jeder Anbieter die gleiche Punktzahl, die sich wieder aufheben.
Berücksichtigt wurde der Selbstbehalt für Sachschäden, was absolut korrekt ist. Warum jedoch nochmals der Selbstbehalt in einer separaten Zeile auf den Jahresbeitrag aufgeschlagen wurde, wurde nicht näher erwähnt. Aussagekraft hat diese Aufführung keine, denn es wird keinen Solaranlagenbetreiber geben, der über Jahre hinweg, Jahr für Jahr, einen Sachschaden zu melden hätte.
Der Versicherungsschutz für den Ertragsausfall infolge eines Sachschadens wurde – korrekter Weise – hoch bewertet. Es wurden jedoch nicht zu allen getesteten Tarifen die in den Bedingungen verankerten Leistungen aufgeführt. Vielmehr wurde, anscheinend zur Vereinfachung, ein Mittelwert gebildet, welcher für den Interessenten fehlleitend sein könnte. Ferner wurden Leistungen über Haftzeitverlängerungen und die damit verbundene prozentuale Anrechenbarkeit von Leistungen nur im Kleingedruckten erwähnt.
Das Testergebnis:
Die oben erwähnte Gewichtung einzelner Kriterien, inkl. der Standardleistungen einer Photovoltaik-Allgefahrendeckung und der geringen Berücksichtigung von Deckungserweiterungen, hatte wohl zur Folge, dass nur zwei Ränge vergeben wurden. Insgesamt belegen 7 Tarife den ersten Rang und die verbleibenden 8 Anbieter teilen sich Rang 2. Ein nicht anders zu erwartendes Ergebnis. Wir fragen uns nur, wie solch ein Vergleichstest dem Leser bei der Auswahl einer passenden und leistungsstarken Photovoltaikversicherung behilflich sein soll.
Hallo Herr Rosanowske,
ich selbst habe mir die Ökotest nur wegen dem Vergleich von Photovoltaikversicherungen gekauft. Ich wurde leider sehr enttäuscht und kann deshalb auch Ihre Argumentation nur stützen.
Meiner Meinung nach ist dieser Test noch nicht mal oberflächlich gesehen nützlich. Schlechte Recherche und falsche Vergabe von Punkten bei den falschen Kriterien. Note 6 von mir. Vielen Dank für Ihren Bericht.
Schönen Gruß, Thomas Kunz
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